Hans Herrmann – Das Jahr des Jüngers

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Ein junger Spitzel soll sich Zugang zu einem der elitärsten Zirkel der 1930er Jahre verschaffen. Schon das ist eine schwierige Aufgabe. Noch schwieriger ist es, hinter den geheimen Plan dieses Kreises um den deutschen Dichter Stefan George zu kommen.

Eine Geschichte, die sich schillernd zwischen Krimi, Spionagethriller und historischem Roman bewegt.

Beschreibung

Hans Herrmann – Das Jahr des Jüngers

Tradepaperback    252 Seiten   5  €

ISBN: 978-3-940928-23-8

Ein junger Spitzel soll sich Zugang zu einem der elitärsten Zirkel der 1930er Jahre verschaffen. Schon das ist eine schwierige Aufgabe. Noch schwieriger ist es, hinter den geheimen Plan dieses Kreises um den deutschen Dichter Stefan George zu kommen.

Eine Geschichte, die sich schillernd zwischen Krimi, Spionagethriller und historischem Roman bewegt.

Das Licht über Minusio am Lago Maggiore schimmerte südlich blau, aber weißgraue Wolken schoben sich zeitweise vor die Sonne, und ein herber Wind verhinderte an diesem frühen Karfreitagnachmittag des Jahres 1983 das Aufkommen allzu euphorischer Frühlingsgefühle. An den Berghängen hatte sich Schnee bis in tiefere Lagen halten können und der See kräuselte sich unruhig. Palmen, Agaven, Lorbeersträucher, Orangenbäume und blühende Kamelien in den Gärten der schmucken Villen hingegen kündeten unbeirrt davon, dass sich die Schweiz südlich der Alpen im Einflussbereich des milden Mittelmeerklimas befand.

Still versenkte ich mich in den vertrauten Namenszug. Weil es Karfreitag war, kreisten meine Gedanken dabei auch um Jesus. Ich kam zu dem Schluss, dass der, der hier begraben lag, mit Jesus nicht zu vergleichen war. Stefan George, der sich von seinen Anhängern „Meister“ nennen ließ, war allzu selbstbezogen gewesen, zu unduldsam, zu diktatorisch, zu sehr Mensch, obwohl er sich selber manchmal eher als gottähnliche Gestalt gesehen hatte.

Wie Jesus, der Künder des Gottesreiches, hatte auch George einen Jüngerkreis um sich geschart. Im Gegensatz zu den biblischen Aposteln hatte sich der geheimnisumwitterte George-Kreis nach dem Ableben des Meisters jedoch in alle Winde zerstreut. Geblieben war ein Name, geblieben waren Gedichte, welche all die Jahrzehnte hindurch nichts von ihrer trunkenen Schönheit und sibyllinischen Kraft verloren hatten.

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